Montag, 28. Mai 2012

Erinnerungen an One Republic


Ich bekam einen Anruf mit den einleitenden Worten: „Ich habe einen Überfall auf dich vor...“. Aber das ist okay, denn Gespräche mit Franzi fingen öfters so an und endeten dann doch immer mit jeder Menge Spaß. Eigentlich wusste ich schon, dass meine Antwort „Ja“ lauten würde, aber man konnte sich ja auch erst mal anhören, was sie zu sagen hatte.
Ein Konzert. Morgen. Von One Republic im Lido. Ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren. Bitte.“, sagte sie. Und ich sagte „Ja“.

Am nächsten Abend - Google meint, es wäre der 14.01.2010 gewesen - huschte ich direkt nach der Arbeit zum Lido. Dort wartete Franzi schon mit einem selbst gebastelten Schild auf mich. „Suche Karten“ stand da drauf. Wir standen bestimmt 1 ½ Stunden in der Winterkälte Berlins und warteten auf Karten. Ganz Profi, wie wir waren - wir hatten das vorher noch nie gemacht - , lehnten wir die überteuerten Karten vom Schwarzhändler ab. Und als wir unsere Zehen schon kaum mehr spürten und fast schon wieder gehen wollten, kam endlich ein Lichtblick: Eine Karte hatten wir! Also das N von „Suche Karten“ gestrichen und weiter angestanden. Mittlerweile war es 20 Uhr. Der Einlass hätte längst beginnen sollen. Aber so standen wir wenigstens nicht allein in der Kälte.

Etwas gehetzt kam dann ein Junge auf uns zu. Er schien irgendwie total aufgeregt, als wäre er noch nie auf einem Konzert gewesen. Ich glaube, er war mit seiner Mom da. Vielleicht hatten seine Kumpels keine Lust auf One Republic. Egal. Jedenfalls hatte er noch eine Karte übrig und noch dazu keinerlei Erfahrung im Verkauf von eben solcher. 10 Euro hat er für die Karte gefordert. Bezahlt hätten wir ihm auch 25, aber das hatten wir professionell verschwiegen.

Als dann um 21 Uhr die Türen aufgingen, waren alle erst einmal froh ins Warme zu kommen. Doch schon 3 Schritte später mussten wir festzustellen, dass irgendwie ein ernstzunehmendes Problem vorliegt: Die Künstler waren samt Bühnen-Equipment noch nicht anwesend. Der Konzertraum blieb vorerst verschlossen und die Massen drängten sich allesamt in die Chill-out-Lounge des Lidos.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir am Ende warteten, aber ich weiß noch, dass niemand mehr schlechte Laune hatte, als sich die Tore schließlich öffneten. Ryan Tedder betrat die Bühne und entschuldigte sich abermals für die lange Wartezeit. Ein Schneesturm über London habe sie aufgehalten, aber jetzt kann der Abend ja losgehen.

Apologize“ war 2007 ein echt großartiger Song und ist er auch heute noch. Auch an den Folge-Singles „Stop and Stare“ oder „Secrets“ kam man einfach nicht vorbei. Trotzdem hatte ich mir bis dato nie ein komplettes Album von One Republic angehört. Es hatte sich einfach nie ergeben.

Aus dem Archiv meiner externen Festplatte: Handybild vom 14.1.2010.
Ich weiß noch, dass das Publikum gut durchmischt war. Es waren ältere, aber auch ganz junge Besucher dort. Alles in allem waren es vielleicht 500 Leute. Es war eine wirklich schöne Atmosphäre. Auf der Bühne spielten erfahrene überaus talentierte Musiker diese wundervollen Lieder. Ryan Tedder ist Sänger, Gitarrist, Pianist und Produzent der Band und hüpfte von einem Instrument zum nächsten. Jahrelang verdiente er als Ghostwriter und Co-Produzent hinter den Kulissen sein Geld. „Man bot ihm einen Plattenvertrag unter der Voraussetzung an, dass Tedder leicht hörbaren Pop fürs Radio komponieren sollte. Doch er lehnte ab, um stattdessen an seiner Vision von guter Rockmusik zu feilen. Er wollte Intensität, Aufrichtigkeit und künstlerische Tiefe.“, (Lido).

Es raubte mir schlichtweg den Atem, wie One Republic auf der Bühne dieses kleinen Clubs diese Weltsongs kreierten, wie sie den ganzen Raum erfüllten und jedes Herz berührten.

Seither schwärme ich von diesem Konzert und dränge jeden dazu, sich One Republic live anzuschauen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Ich selbst warte sehnlichst darauf, diesen Abend noch einmal zu wiederholen.


Franzi, du meintest doch, du revanchierst dich bei Gelegenheit... ;)

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