Dienstag, 10. Juni 2014

Arctic Monkeys - Konzert - Berlin - 07.06.2014

 
Anfang des Jahres kündigten die Arctic Monkeys eine Mini-Tour durch Deutschland an. Auf dem Plan standen Bremen und Berlin. Während sie in Bremen eine normale 20 Uhr Show spielten, war für Berlin ein Konzert mit Festivalatmosphäre geplant, welches schon 16:30 beginnen sollte. Als ich mich entschied den stolzen Preis von 48 Euro für das Konzert zu zahlen, war mir nicht bewusst, was alles auf mich warten würde. Es war ein Nachmittag, der ein bisschen anders verlief als gedacht.

Es war der Samstag des heißesten Pfingstwochenendes seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ich sprang gerade zum zweiten Mal an diesem Tag aus der Dusche, um wenigstens den Anschein von Frische zu generieren, als das Telefon klingelte: „Anne, ich hab schlechte Nachrichten. Ich bin krank und kann nicht mit.“ - Nicht mal 2 Stunden vor Beginn des Konzerts verfiel ich in leichte Panik. Wo bekomme ich bei diesen Temperaturen, bei denen fast jeder etwas vor hat, nun so schnell eine Begleitung her? Gottseidank, ist ein Arctic Monkeys Konzert nun nicht gerade die unattraktivste Freizeitbeschäftigung. Innerhalb von 40 Minuten war eine Begleitung gefunden, ich angezogen und wir gemeinsam auf dem Weg zur Zitadelle.

Im Nachhinein finde ich es selber krass, aber ich war wirklich noch nie zuvor in der Zitadelle. Als ich das Gelände betrat, hatte sich das Geld schon gelohnt. Die Menschen, die Buden, die Musik, die Sonne, ja sogar die DIXIs – alles trug zur Festivalstimmung bei und ich sog dieses Gefühl mit jedem Atemzug mehr in mich auf. Die erste Amtshandlung passend zum guten Wetter: Cocktails besorgen! Wenn es hier schonmal so ein tolles Angebot gibt, dann sollte man da auch mal ein paar Euros springen lassen. Den (ersten) Cocktail in der Hand, mussten wir dann nicht mal mehr auf den passenden Soundtrack warten. OK KID hatten bereits die Bühne betreten und freuten sich sichtlich hier mit uns diesen Tag zu genießen. Mein Gute-Laune-Barometer stieg stetig an.
 
Neben OK Kid hatte der Veranstalter für noch 2 weitere Vorbands gesorgt. The Strypes aus Irland wurden ebenso verpflichtet wie Miles Kane aus Groß Britannien. OK Kid tanzten stilistisch ein bisschen aus der Reihe, waren aber wirklich mit Abstand die unterhaltsamsten (für mich). Sie haben mich richtig mitgezogen, die anderen zwei lieferten mir hingegen nur eine chillige Hintergrundmusik, während ich eigentlich damit beschäftigt war, die Leute zu beobachten und mir weitere Getränke und etwas zu essen zu besorgen.


Ein Crêpe, ein Knobi-Baguette (weil Knutschen wär heut eh nicht mehr drin gewesen), X Getränke und 2 DIXI-Besuche später war es dann auch endlich soweit. Sehr pünktlich um mittlerweile schon 21 Uhr betraten die Arctic Monkeys bei untergehender Sonne und zum Sound kreischender Fangirls (mir) die Bühne.
 
Nicht jede Band kann es sich leisten mit ihrem momentan größten Hit die Bühnenshow zu eröffnen. „Do I Wanna Know?“ war ein Song auf den ich mich sehr gefreut habe. Einer auf den ich auch gerne gewartet hätte. Aber hey! Umso besser! Wieso nicht gleich auf diesem Niveau einsteigen. Die Crowd war sofort dabei und da der Anfang so gut lief, spielten Alex Turner & Co. gleich nahtlos zwei weitere Hits vom neuen Album, bevor dann endlich die ersten Begrüßungsfloskeln ans Publikum gerichtet wurden.

Mit dem nächsten Song "Dancing Shoes" begab sich die Band zurück zu ihren Anfängen. Ich stellte mir gerade vor, wie ich sie damals beim Hurricane 2006 gesehen habe. Damals als Alex Turner noch schüchtern war und seine Gitarre ein Stück weiter oben hing. Es war ein mindestens genauso heißer Tag, wie dieser. Ich stand direkt rechts neben dem Soundturm - weil ein weiteres Durchkommen eh nicht möglich war - und hatte einen genauen Blick über die Menge, die zu diesem Song schier ausrastete. Meine Erinnerung legte sich gerade bildlich über den gegenwärtigen Moment, als die Musik plötzlich verstummte und mit ihr auch die gesamte Menge einen Moment still stand. Es war wie, als hielt jemand die Zeit an und jeder erstarrte für eine Sekunde. Das Publikum, die Band und ich wurde kurzum aus meinem Tagtraum gerissen.

Etwa 5 Minuten musste sich das Publikum mit sich selbst beschäftigen, bis die Arctic Monkeys erneut die Bühne betraten und ganz Profi direkt mitten im Song "Dancing Shoes" weiterspielten als sei nichts gewesen.
Dennoch kam es mir so vor, als hätten sich die Launen der Band und des Publikums erst zum Ende wieder vollständig von diesem Zwischenfall erholt.

Was die Songauswahl anging, wurden sowohl alte als auch neue Fans voll und ganz zufrieden gestellt. Meine persönlichen Highlights neben "Do I Wanna Know" waren "Brainstorm", "Crying Lightning" und die Zugabe "R U Mine?". Auffällig war die Häufung an ruhigen Songs. Waren die Arctic Monkeys früher sehr energiegeladen und konnten ein Festival an den Rand der Erschöpfung bringen, so hatte ich diesmal öfter das Bedürfnis, mich mit einer Decke auf einen Hügel zu setzen und der Musik aus der Ferne zu lauschen.


Doch dies soll nicht den Hauch einer Kritik bedeuten. Es war genau richtig. Die Arctic Monkeys sind mit Ihren Fans gewachsen ohne dabei auch nur eine Spur langweilig zu werden. Dieser Nachmittag/Abend wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.


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